Eine Aufführung mit viel Biss

Theaterwerkstatt begeistert bei Open-Air-Veranstaltung an der Engener Raststätte

Es sah am Sonntagabend an der Raststätte "Hegau West" nicht nach einer Open-Air-Veranstaltung aus. Der Himmel weinte, auf die vorbereiteten Sitzplätze und den Imbissstand "Hansibar" der Theaterwerkstatt "Spectaculum" prasselte unerbittlich der Regen. Das Publikum fehlte. Doch dann hatte das Wetter doch noch ein Einsehen, der Regen hörte auf, die Schauspieler schöpften Mut und wollten spielen. Die Bänke wurden abgewischt, Lautsprecher ausgepackt, Beleuchtung installiert, es konnte losgehen. Und sogar Besucher kamen. Am Anfang nur die größten Fans, sie hatten sogar Karten vorbestellt. Später kamen immer mehr. Mit einer halben Stunde Verspätung ging es dann los. Den Zuschauern wurde noch die Besonderheit dieses Theaters erklärt: "Wir wollen ihnen ein aktives, lebendiges Theater bieten." Dazu konnten Besucher sich über eine "Theatermaschine" melden und den Akteuren vorschreiben, wie sie spielen müssen: Comic, militärisch, zornig oder betrunken. Und auch einige Ehrengäste wurde in das laufende Spiel eingebunden, die Schauspieler sollten spontan reagieren.

Die Atmosphäre stimmte, das Stück spielte an einem Imbissstand am Rande einer Autobahn, die Besucher waren authentisch. Alle auftretenden Gäste kamen uns irgendwie bekannt vor, die Charaktere einzigartig, verschroben, wunderbar überzeichnet: die Familie mit den nörgelnden Kindern, lärmende, angetrunkene Sportfans, eingebildete, exzentrische Snobs, überspannte Frauenzimmer, genervte Sportwagenfahrer und knallharte Straßenarbeiter: "Der ganz normale Wahnsinn, satirische Momentaufnahme am Rande einer Ratsstätte und mitten drin die Besitzerin Penny"

Die Dialoge sind mitten aus dem richtigen Leben - treffend, passend, cool. Und dann immer wieder Stimmungswechsel, mitten in der Szene, teilweise zwerchfellerschütternd. Unwiderstehlich, wie die drei Nonnen, leicht angesäuselt, sich anzügliche Witze erzählen oder der schüchterne Liebhaber plötzlich militärisch seine Gefühle äußert.

Die neue Art Theater gefällt, kommt an, hat ihre Fans. Und das Ende kommt noch. Alle Reisenden müssen auf der selben Autobahn zurück, treffen sich wieder, aber etwas hat sich in den Wochen dazwischen entscheidend geändert.

Was? Doch wir wollen hier nicht zu viel verraten, die Spannung nehmen. Denn am Mittwoch wird das Stück an der Raststätte wiederholt. Vielleicht haben wir ihr Interesse geweckt.