Von wegen besinnliche Zeit: Kellertheater Grafenhausen bringt den ganz normalen Weihnachtswahnsinn auf die Bühne

Das Kellertheater Grafenhausen lief in der französischen Komödie „Weihnachten auf dem Balkon“ zu Höchstleistungen auf. Jedem Darsteller schien die Rolle auf den Leib geschrieben zu sein und so erlebte das Publikum wieder einmal vergnügliche Theaterabende. „Weihnachten auf dem Balkon“: Das Kellertheater traf mit dieser Komödie ins Schwarze. Das Kellertheater Grafenhausen hat mit der Komödie „Weihnachten auf dem Balkon“ ins Schwarze getroffen und seinem treuen Publikum ein großartiges Bühnenstück präsentiert. Im fliegenden Wechsel und bei zunehmendem Tempo wurden die Zuschauer mit gleichsam skurrilen wie turbulenten Szenen konfrontiert.

Theater mit großer Fangemeinde

Wie gewohnt, traten die Akteure des Kellertheaters Grafenhausen im Vortragssaal des Hauses der Sinne sechs Mal auf die Bühne, um ihre große Fangemeinde mit weithin bekannten schauspielerischen Höchstleistungen zu erfreuen. Dieses Jahr zog die französische Komödie in zwei Akten von Gilles Dyrek „Weihnachten auf dem Balkon“, die unter der Regie von Corina Rues-Benz einstudiert worden war, die Zuschauer in ihren Bann. Allerdings mussten sich zumindest die Theaterbesucher in den vorderen Reihen erst ein wenig orientieren, stellten doch zwei weit nach vorn gezogene Balkone die eigentliche Bühne dar.

Hinzu kam, dass auf selbiger und quasi im fliegenden Wechsel zwölf Personen agierten, obwohl laut Programm nur acht Mitspieler zur Verfügung standen. Dies erklärte sich dem aufmerksamen Zuschauer aber schnell von selbst, weil jeder sehen konnte, dass die Damenrollen einfach, die Herrenrollen jedoch doppelt besetzt waren. Um es gleich vorwegzunehmen: Diese besondere Herausforderung wurde von den männlichen Darstellern hervorragend gemeistert. Aber nicht nur den Herren der Schöpfung, sondern auch den Damen schienen ihre jeweiligen Rollen geradezu auf den Leib geschrieben.

In der Komödie von Gilles Dyrek kommt freilich nicht nur der verschmitzte französische Humor zum Ausdruck. Vielmehr wird im immer rasanter werdenden Wechselspiel – mal auf dem linken, mal auf dem rechten Balkon – vor allem das vermeintlich heile Leben von zwei Pariser Familien durchleuchtet, die am Heiligabend krampfhaft versuchen, das Fest der Liebe so friedlich und harmonisch als möglich zu gestalten. Dabei ist ein jeder peinlichst darauf bedacht, seine eigenen Macken und Unzulänglichkeiten vor dem anderen zu verbergen, was natürlich durch gewisse Umstände und Gegebenheiten nicht gelingt. Und weil die Menschen vom eigentlichen Weihnachtsstress mehr oder weniger erschöpft sind, wollen sie just auf dem Balkon ein wenig Ruhe finden und frische Luft schöpfen. So bleibt es nicht aus, dass sie sich dabei irgendwann begegnen und sogar näherkommen.

Auf der linken Seite kommt Solange (Ulrike Hirzle) ihre Tochter Eliane (Susann Bächle), Schwiegersohn Patrick (Nils Sperisen), der alles hinnimmt und nie widerspricht, und ihren kleinen Enkel Luc (Christian Jäger), der immer fröhlich auf dem Hops-Ball unterwegs ist, besuchen. Auch Etienne (Stefan Wißler) und sein 16-jähriger Sohn Sébastien (Timo Schäuble), der in der dunklen Szene lebt und nicht nur mit furchterregendem Aussehen, sondern auch mit Frettchen Luzifer für helles Entsetzen sorgt, sind zum Weihnachtsessen eingeladen.

Reichlich Ungemach

Auf der rechten Seite wohnen die Eheleute Hubert (Christian Jäger) und Anne-Cécile (Sabrina Kucher), sie ist hochschwanger, überempfindlich, immer weinerlich und er ist rührend besorgt um seine Frau. Sein Vater Jacques (Stefan Wißler), der später als Nikolaus verkleidet und betrunken auch bei den Nachbarn für reichlich Ungemach sorgt, sowie die Familienmitglieder Bernard (Timo Schäuble) und Marjorie (Tanja Isele), die ihren Freund Christoph (Nils Sperisen) mitbringt, den sie als Medizinstudent vorstellt, obwohl er Metzger ist, sind dort als Gäste mit von der Partie.

Die Situation spitzt sich zu, droht zu eskalieren, und bald hängt auf beiden Seiten der Haussegen schief. Luc sieht den Nikolaus auf dem Nachbarbalkon, schreit und wälzt sich auf dem Boden, wenn ihn der Weihnachtsmann nicht auch besuchen kommt. Bei Anne-Cécile setzen die Wehen ein, alle drehen irgendwie durch, nur Metzger Christoph behält die Nerven. Er macht alles richtig, betätigt sich als Geburtshelfer und hilft an Heiligabend einem gesunden Baby auf die Welt.

Der Verein

Das Kellertheater Grafenhausen hat seinen Ursprung im dortigen Pfarrkeller führte zum ersten Mal 1980 unter der Leitung von Conny Albiez-Neuhold ein Stück auf. Seit 1994 ist das Kellertheater ein eingetragener Verein und führt bringt jedes Jahr eine Produktion mit sechs Aufführungen auf die Bühne. Vorsitzender ist Andreas Simon.